Einen langen Text gelesen und doch kein Wort verstanden – wer kennt das nicht? „Behördensprache“ oder anderweitig sperrig formulierte Texte wie Verträge, Richtlinien oder juristische Vereinbarungen generell bringen selbst deutsche Muttersprachler an den Rand der Verzweiflung. Ganz zu schweigen von Gebrauchsanweisungen, Beipackzetteln oder diagnostischen Beurteilungen.
Wie geht es erst jenen, die weniger leseerfahren sind oder deren Muttersprache nicht Deutsch ist? Wir zeigen Ihnen, weshalb Sie selbst allzu oft in Ihrem Arbeitsalltag auf schwerfällige Formulierungen zurückgreifen – und wie Sie so schreiben, dass Sie verstanden werden. Konkret, an Texten aus Ihrem Arbeitsalltag.
Das freut nicht nur Ihre Leser; es spart Ihnen auch eine Menge Arbeit. Denn Nachfragen kosten Zeit.
Wie „Leichte Sprache“ geschrieben werden soll, fasste das Netzwerk Leichte Sprache in einem Regelwerk zusammen – und Inclusion Europe legt einen weiteren Schwerpunkt auf Websites in Leichter Sprache. Die Idee dahinter: Menschen, die über eine geringere (deutsche) Sprachkompetenz verfügen, das Verstehen von Texten zu erleichtern und so der Barrierefreiheit zu dienen. Das Forschungsinstitut Technologie und Behinderung bietet eine bundeslandabhängige Übersicht zur Umsetzung der Barrierefreiheit im Sinne des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG).
„Einfache Sprache“ hingegen orientiert sich enger an der Standardsprache, folgt weniger strikten Regeln und richtet sich explizit auch an Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.
Das Problem: Beide Ansätze gehen davon aus, dass die genannten Zielgruppen (Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Menschen mit nicht-deutscher Muttersprache) eine Gesamtzielgruppe bilden. Das ist (insbesondere bei der Zielgruppe der Einfachen Sprache) nicht der Fall.
Noch schwieriger wird es, wenn „Leichte Sprache“ (auch für einen Muttersprachler) zu komplex Formuliertes ersetzen soll – etwa bei Menschen mit sogenanntem niedrigerem Bildungsniveau. Denn diese fühlen sich schnell „veralbert“, wenn man „in Babysprache mit ihnen spricht“. Leichtere Sprache kann hier ein Mittelweg sein. Das bedeutet: Komplexe Sachverhalte einfach zu formulieren und auf den Punkt zu bringen, und dabei das Beste aus allen Welten zu vereinen – so zielgruppengerecht wie möglich.
Wir vom Haus der Dozenten helfen Ihnen, Leichte(re) Sprache in Ihrem Unternehmen zu etablieren. Ganz konkret, an Ihren Materialien aus der Praxis und bei der Arbeit an Ihrem Wording im Umgang mit Kunden und Klientinnen.
Sprache schafft Bewusstsein und formt unsere Realität. In der Gender- oder Psycholinguistik ergaben empirische Tests, dass bei der Berufsbezeichnung „Pilot“ vor dem inneren Auge des Zuhörenden eben nicht auch automatisch eine Pilotin erscheint und ein zweigeschlechtlich geborener Mensch in einer Welt, die sich nach Männlich und Weiblich definiert, stets ausgeschlossen bleibt. Auch die kritische Betrachtung der Geschichtswissenschaft kann Worte, die vielen Menschen leicht über die Lippen gehen, klar als populistisch oder zumindest problematisch entlarven. Zu diesen gehören etwa die „Flüchtlingswelle“ oder die „Ströme“ von Geflüchteten, die ins Land kommen. Beide Begriffe vermitteln (nicht zum ersten Mal in der Geschichte) das Gefühl von Unkontrollierbarkeit, schüren Ängste und erinnern beispielsweise an die Asyldebatten der 1990er-Jahre, in denen bereits „das Boot voll“ war. Eine Formulierung, der sich schon 1942 der Schweizer Bundesrat von Steiger bemühte, um die umstrittene Flüchtlingspolitik während des Zweiten Weltkrieges zu rechtfertigen.
Oder der Begriff „Volk“, der oft genutzt wird, wo eigentlich „Gesellschaft“ oder „Bevölkerung“ gemeint ist. Im Gegensatz zu den beiden Letztgenannten ist das „Volk“ eine abgrenzende Bezeichnung, der (gleichfalls historisch oft genutzt) ein Abstammungs- und somit Nationalgedanke zugrunde liegt. „Wir sind das Volk“ schließt (zumindest in Gedanken) klar jenen Teil der Bevölkerung aus, die für den Sprecher oder die Rednerin (aus welchen Gründen auch immer) nicht zu diesem „Volk“ gehören. „Wir sind die Gesellschaft“ hingegen würde alle miteinbeziehen, die sich dieser Gesellschaft zugehörig fühlen.
Diese und viele Beispiele mehr zeigen, wie wichtig es ist, Sprache bewusst einzusetzen.
In unseren Seminaren für Sprachsensibilisierung arbeiten wir gemeinsam mit Ihnen an Ihrem Firmen-Wording, an den Texten Ihrer Werbe- und Informationsmaterialien und an Ihrem ganz persönlichen Zugang zur deutschen Sprache.
Dabei entscheiden Sie, ob der Schwerpunkt auf Sprachsensibilisierung im gesellschaftlichen, historischen, kulturellen und Genderbereich liegt, oder ob Sie den Fokus lieber auf einen weiteren Aspekt der Sprachsensibilisierung legen möchten: Im Umgang mit Nicht-Muttersprachlern kann ein bewusst(er) sprechender Mensch nicht nur Missverständnisse auf der Wort- oder phonologischen Ebene vermeiden, sondern auch jene, die entstehen, weil Sprache kulturelle Wertvorstellungen transportiert – die nicht in allen Kulturen oder Kollektiven gleich sind und insofern schnell und ungewollt zu großen Missverständnissen führen können. Letzteres führt uns in den Bereich der Interkulturalität, über den Sie hier mehr erfahren.
Interkulturalität bezeichnet das Bewusstsein für sprachliche, kulturelle und/oder religiöse Verschiedenheiten von Menschen – und zugleich deren gesellschaftliche und individuelle Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie allgemein kulturell geprägte interaktive Umgangsformen und -rituale. Dabei geht es nicht automatisch darum, ein bestimmtes Verhaltensmuster einer bestimmten Gruppe zuzuordnen. Interkulturalität bedeutet auch, dass eine Gesellschaft sich durch neue Impulse verändert – und dass es deutlich zu kurz gedacht ist, von „dem Chinesen“, „dem Deutschen“ oder gar „dem Araber“ ein bestimmtes Verhaltensmuster zu erwarten. In einer immer differenzierteren, Kollektivgrenzen zunehmend überwindenden Welt können Individuen sehr wohl einem neuen Kollektiv beitreten oder sich einem neuen kulturellen Aspekt zugehörig fühlen, ohne dadurch notwendigerweise bisherige Zugehörigkeiten oder Zuordnungen aufgeben zu müssen. Anders gesagt: Interkulturalität ist nicht (nur) die „Lehre von der Andersartigkeit“, sondern (vielmehr) die „Lehre der Verbindung vieler Individuen und ihrer unterschiedlichsten Hintergründe“ – und die Offenheit für die Veränderungen, die diese mit sich bringt.
Gerade in einer zunehmend globalisierten Welt sind das Wissen um diese Unterschiede und Berührungspunkte und die Chancen, die sich daraus ergeben, ebenso wichtig, wie die Akzeptanz und der Respekt vor dieser Verschiedenheit.
Und insbesondere im Ausbildungsbereich ist ein Verständnis für das Gegenüber, aber auch die Auseinandersetzung mit der eigenen und fremden Sichtweise für alle Seiten ein Gewinn.
In unseren Seminaren für Interkulturalität sehen wir in Ihrem Betrieb ganz genau hin – und entwickeln aus dem, was wir sehen, einen Raum, in dem Ihre Mitarbeitenden kulturelle oder kollektive Differenzen erkennen, hinterfragen – und an ihnen wachsen können.